Berichte von 09/2013

Dieses slide out

Sonntag, 01.09.2013

Morgens bei der Abfahrt trat wieder das alte Problem auf: das vordere slide out ließ sich nicht mehr einfahren und auch durch Drücken konnte es nicht dazu bewogen werden. Vielmehr stellte es sich etwas quer und ging weder vor noch zurück. Der Manager des Campingplatzes ließ sich dazu überreden,  für uns bei Ford anzurufen. Jetzt, um 9:15 Uhr, wissen wir noch nicht, wie es weitergeht und warten auf einen Rückruf. Hinzu kommt, dass heute Sonntag ist und morgen auch ein Feiertag, Labor Day.         10:15 Uhr: Der Platzmanager kommt mit seinem Handy in der Hand und versucht nach telefonischen Anweisungen eines Technikers, das slide out einzufahren. Nach mehreren Versuchen, bei denen es manchmal ordentlich knackt, ist das Ergebnis, dass das Teil fast vollständig draußen ist und die unteren Schienen etwas weiter innen als die oberen stehen, so dass das slide out schief am Wagen hängt. Nun sollen wir einen weiteren Rückruf abwarten. Uns schwant, dass wir eine weitere Nacht auf dem Platz verbringen müssen.        11:00 Uhr: Unerwartet schnell kommt ein Werkstattwagen der Firma Riverside Auto-Diesel aus Grants angefahren. Der junge Mechaniker versucht Verschiedenes, kann den Schaden aber nicht beheben und ruft bei Ford an, was weiter erfolgen soll. Wir warten mit ihm gemeinsam auf den Rückruf (11:20 Uhr).         11:30 Uhr: Von Ford wurde zurückgerufen und der Mechaniker angewiesen, das slice out unten anzuheben. Das wird gerade versucht.         12:15 Uhr: Das Seitenteil konnte eingefahren werden, bis auf 20 cm auf der einen Seite, aber damit können wir jetzt fahren. Wir sollen einen Rückruf bekommen, in welcher Werkstatt die Reparatur erfolgen kann.          Nachtrag am nächsten Tag, weil am Abend kein Internetzugang vorhanden war: Nach noch nicht einmal einer halben Stunde klingelte Birgits Handy während der Fahrt und es wurde die Adresse einer Werkstatt in Flagstaff mitgeteilt, wo wir am Freitag sind. Hoffentlich haben wir alles richtig verstanden und aufgeschrieben.          So kamen wir erst um 14 Uhr beim El Morro National Monument an, aber der Ranger beruhigte uns, dass auch die größtere Tour innerhalb von zwei Stunden zu absolvieren sei. "El Morro" heißt "die Mauer", und genauso tauchte der Felsen vor uns auf. Vorbei an einem Wasserbecken, an Petroglyphen (wenige), an Verewigungen  von spanischen Eroberern (ab 17. Jh.) und von Pionieren und Soldaten (19. Jh.) führte der Weg in Serpentinen, Puste kostend, hoch auf die Mesa, wo die Mühe mit einem phantastischen Blick in den Canyon und über das weite Land belohnt wurde. Am Ausgang trafen wir wieder auf "unseren" Ranger und bestätigten ihm, dass wir ziemlich genau zwei Stunden unterwegs waren.          Nur wenige Minuten später brach ein heftiger Gewitterregen los, unser erster Regen seit Chicago. Im Nassen erreichten wir in der Nähe einen RV-Park, wo wir ohne Reservierung bleiben konnten, schön unter vielen Bäumen, aber mit primitiven "restrooms" und ohne Abwasser- und ohne Internet-Anschluss. Der Platz verfügte auch nur über 30-Ampere-Stromanschlüsse. Inzwischen wussten wir, dass es Adapter gibt und fragten deswegen nach. Nach einigem Telefonieren konnte tatsächlich ein Adapter für uns aufgetrieben werden. Eigentlich kann man erwarten, dass der Vermieter unseres Wohnmobils einen derartigen Adapter mit ins Fahrzeug legt (kostet 20 $). Während am Tage Temperaturen von 94 ºF erreicht wurden, kühlte es sich in der Nacht auf 60 ºF ab.

Labor Day

Montag, 02.09.2013

Bei der Ankunft am Visitor Center von Zuni Pueblo war es geschlossen, wegen Labor Day. Zum Glück stand eine ältere Frau vor dem Gebäude, die ihren Stand mit Kunsthandwerk aufbaute und einen Schlüssel zum Center besaß, so dass sie uns informieren und eine Photo-Permit verkaufen konnte. Im Pueblo ist einzig die alte Missionskirche sehenswert. Immerhin besaß dieses Dorf bereits Stromanschlüsse und Satellitenschüsseln.          Zurück nach Norden zum Red Rock State Park, wo das Visitor Center geschlossen war, wegen Labor Day. Also sind wir ohne Anmeldung eine gewisse Strecke in den Park spaziert und haben über diese roten Felsen gewaltig gestaunt.        Da es erst früher Nachmittag war, übernachteten wir nicht in Gallup, wie vorgesehen, sondern fuhren weiter nach Westen und hofften,  vor dem Petrified Forest einen RV-Park zu finden, was sich aber nicht erfüllte. Beim Park erfuhren wir, dass man dort auch nicht mit einem RV übernachten kann, also ging die Fahrt weiter nach Holbrook AZ, wo wir ohne Probleme auf einem KOA-Platz unterkamen. Bitte beachten: Wir sind in Arizona angekommen!

Old Faithful

Dienstag, 03.09.2013

Zuerst mussten wir die Strecke zurückfahren, weil wir ja vorher keine Unterkunft gefunden hatten. Es ist jedem zu raten, es wie wir zu machen, und den Petrified Forest National Park auf der 28 Meilen langen Straße von Nord nach Süd zu durchfahren und sich dafür einen Tag Zeit zu nehmen. Anfangs fährt man durch eine bunte Wüste mit grandiosen Ausblicken. Unterwegs gibt es immer wieder Abstecher zu seitlichen Zielen. Der Höhepunkt sind die versteinerten Bäume,  teilweise die gesamte Ebene bedeckend, aber natürlich nicht stehend, sondern in Stücken liegend, zerbrochen, teils zerbröselt. Der dickste und längste Baum wurde Old Faithful genannt, 200 Millionen Jahre alt und über 30 Meter hoch/lang. Bei der Ausfahrt aus dem Park gibt es eine Kontrollstation, denn das Mitnehmen jeglicher Stücke ist strengstens untersagt, aber wir wurden durchgewunken. Bei 95 ºF haben wir uns die Waden sonnenverbrannt. Die Nacht verbringen wir in Holbrook in einem Wigwam. Bei Birgits Eintritt hieß es: "Komm' in mein Wigwam, Squaw!".

Zeitengeschichte

Mittwoch, 04.09.2013

Das frühe Aufstehen fällt uns nicht schwer, und das liegt an den Zeiten. In Neu Mexiko gilt genauso wie in Arizona die Mountain Standard Time MST, aber Arizona hat eine Sommerzeit eingeführt und Neu Mexiko nicht, also war die Uhr um eine Stunde zurückzustellen. Im Navajogebiet in Arizona gilt allerdings die MST ohne Sommerzeit, ist also mit der Zeit in Neu Mexiko identisch. In Kalifornien, unserem nächsten Bundesstaat, richtet man sich nach der Pacific Standard Time PST, die eine Stunde früher als die MST ist. Dennoch sind die Zeiten in Arizona (ohne Navajogebiet) mit MST und in Kalifornien mit PST identisch, denn in Kalifornien hat man sich gegen die Sommerzeit ausgesprochen.Jetzt ist es gegen 7 Uhr morgens (MST-Sommerzeit) und wir werden bald Holbrook verlassen.          Korrekturnachtrag: Im vorstehenden Text muss korrigiert werden, dass unser nächster Bundesstaat nicht Kalifornien, sondern Nevada sein wird, für das die PST wie in Kalifornien gilt. Ob es in Nevada eine Sommerzeit gibt, müssen wir noch eruieren.          Am Morgen erfolgte zunächst ein Besuch des Court-Hauses mit Museum in Holbrook, ein typisches Heimatmuseum für eine gute Stunde. Interessant war darin das Stadtgefängnis mit Zellen für vier Personen auf etwa fünf Quadratmetern. Der nächste Halt war in Winslow mit der berühmten Ecke, wo man steht (wer nicht Bescheid weiß, bitte den Song der Eagles hören). Eine Mitreisende verweigerte den Besuch des Old Trail Museums Winslow und wollte lieber gleich weiter zum Meteorkrater, dem Höhepunkt des heutigen Tages. Vor etwa 50.000 Jahren, also gar nicht so lange her, schlug hier ein Meteor mit 25 bis 30 m Durchmesser ein, wovon 80 % beim Einschlag verdampften. Der heutige Krater ist nahezu kreisrund mit 1.250 m Durchmesser und 175 m tief; er gilt als der weltweit am besten erhaltene Meteorkrater. Bis vor 100 Jahren hielt man ihn für einen Vulkankrater, bis ein Bergbauingenieur gegen den Widerstand fast aller Wissenschaftler seine Theorie von einem Meteorkrater jahrelang hartnäckig verfolgte. Dieser Daniel Horeau Barringer gilt als Vater der Meteoritenkunde und der Meteorkrater wird auch als Barringer-Krater bezeichnet. Später hat Dr. Eugene Shoemaker den Meteoreinschlag in seiner Dissertation nachgewiesen. Die Reisegruppe konnte an einer Sonderführung zum Kraterrand teilnehmen und das astrogeologische Museum (das einzige seiner Art) und die Astronauten-Hall-of-Fame besuchen. In dem Krater haben alle Apollo-Astronauten geübt. Von einer Reiseteilnehmerin existieren sowohl Aufnahmen vom Kraterrand als auch vom Kratergrund.          Von der Route-map abweichend sind wir weiter als vorgesehen gefahren, weil wir nicht wissen, was uns am Freitag bei der Reparaturwerkstatt erwartet. Ein typisches Route 66-Motiv waren die "two arrows", zwei riesige Pfeile, wie aus dem All auf die Erde geschossen. Am Walnut Canyon kamen wir gegen 16 Uhr an, doch war es für einen Besuch zu spät,  denn der Park wird um 17 Uhr geschlossen. Also sind wir bis Flagstaff durchgefahren, wo wir auf dem KOA-Platz sofort unterkamen, sehr schön eng mit Pinien bestanden, in Tallage vor den San Francisco Mountains. Während am Tage bis 93 ºF herrschten, war es in Flagstaff gut 10 ºF kühler.

Broken Arrow

Donnerstag, 05.09.2013

Bei der Abfahrt zeigte das Thermometer nur 60 ºF, im Tagesverlauf wurden 104 ºF (!) erreicht. Auf einem Abstecher nach Süden führte die Fahrt, teils in Serpentinen, nach Sedona, einem kleinen Touristenort im Gebirge. Nach wieder einmal etwas mühseliger Suche nach einem Parkplatz für unseren RV buchten wir bei Pink Jeep Tours den zweistündigen Ausflug "Broken Arrow" zu einem nicht gerade günstigen Preis und dann ging es sofort los, sieben Personen plus Fahrer. Es ging über Stock und Stein, durch Felsbetten auf schmalen Pfaden, mit 100 % Steigung und 100 % Neigung, zu phantastischen Ausblicken, die Walt Disney und andere in ihren Filmen verwandt haben. Der Fahrer hatte offensichtlich seinen Spaß am Fahren und zeigte, was man mit einem rosa Jeep alles anstellen kann. Er war nicht nur ein guter Fahrer, sondern auch ein lustiger Erzähler und machte seine Witzchen: die junge philippinische Kanadierin habe sich eine besonders anspruchsvolle Tour gewünscht, eigentlich habe er Höhenangst,  die Wacholderzweige würde man in der Gegend als Zahnbürsten verwenden, leider gehörten die Reservate den Indianern und weitere, über die die anderen Mitfahrenden lachen konnte, die wir aber nicht verstanden, was ihn bemerken ließ, es würde auch nichts ausmachen, denn dann würde er für uns mitlachen. Die Felsen leuchteten tiefrot, so dass Wissenschaftler schon von verrosteten Bergen gesprochen hätten. In der Tat stellt man sich die Berge in Arizona genauso vor. Da viele Canyons bei der Höhe über 2.000 mNN Wasser führen, sieht man auf vielen Photographien im unteren Drittel einen grünen Streifen, darüber das rote Gebirgsband und oben den blauen Himmel. Jedenfalls hat sich unsere Anzahl von Aufnahmen mit Gebirgsmotiven erheblich erhöht.          Südlich von Sedona ist eine kleine Kirche, die Chapel of the Holy Cross, in den Felsen gebaut. Wenn man auf einer Kirchenbank sitzt, schaut man durch eine hohe Glasfront auf die gegenüber liegende rote Gebirgswand, ein erhabener Anblick. Wir empfanden den Bau in der Felsenwand als störend.         Am Nachmittag kamen wir zum Montezuma Castle National Monument, einer Siedlung von Sinagua-Indianern, die ab 1100 n. Chr. für 300 Jahre am Beaver Creek ihre Wohnräume in den weichen weißen Kalkstein geschlagen haben. Ursprünglich glaubte man, es habe sich um eine Fluchtburg für Montezuma gehandelt, doch ist der mexikanische Herrscher nie so weit nach Norden gekommen. Bei allen Museen, Ausstellungen,  Monumenten und Parks ist es üblich, sich mit Namen und Herkunft in ein Gästebuch einzutragen. Direkt über unserem Eintrag standen zwei Namen aus München und darüber die eines Paares aus Paderborn.          Übernachtet wurde wieder in Flagstaff. Um 19 Uhr war es stockduster.

Was wird?

Freitag, 06.09.2013

Um 6 Uhr aufgestanden (bei 60 ºF), alles abgenabelt und um 7:30 Uhr abgefahren, um 8 Uhr in Bellemont, 20 mi westlich von Flagstaff, bei der Werkstatt eingetroffen, unsere Probleme geschildert. Jetzt ist es 8:20 Uhr und wir sitzen in der Customer Lounge und warten, während unser Wagen in der Werkhalle untersucht wird. Immerhin gibt es einen Internet-Gastzugang.         10 Uhr: Der Wagen steht noch immer in der Werkhalle und ein Monteur ist damit beschäftigt. Wir warten weiter.         10:15 Uhr: Es steht fest, dass wir eine neue "unit" bekommen werden und man schaut, was verfügbar ist. Ob wir auf der Rückfahrt vom Grand Canyon zurücktauschen müssen, soll noch ein Manager entscheiden.         11:10 Uhr: Man hat hier kein geeignetes Ersatzfahrzeug zur Verfügung und kann unseren Wagen auch nicht reparieren. Wir werden mit dem Wagen weiterfahren und sollen ihn am 16. September in Las Vegas tauschen. Wir sollen eine tägliche Entschädigung von 30 $ erhalten (laut Vertrag). Jetzt wird unser Wagen zum Vorfahren fertig gemacht.         11:35 Uhr: Wir fahren ab, zuerst zu einem Walmart und dann zum Walnut Canyon National Monument, das wir vor zwei Tagen ausgelassen hatten. Nicht schlecht, aber wir sind inzwischen verwöhnt und haben bereits Spektakuläreres gesehen. Vor über 800 Jahren, zwischen 1125 und 1250 n. Chr., haben sich auch hier die Sinagua-Indianer ihre Wohnräume an den Talhängen im weichen Kalkgestein geschaffen. Bei 95 ºF führte der Island Trail in 7.000 Füßen Höhe mit 240 Stufen um fast 60 m nach unten und anschließend wieder hinauf. Weil uns das nicht reichte, wurde noch der kurze Rim Trail angeschlossen. Also fast ein Erholungstag, als wir kurz nach 16 Uhr zur dritten Nacht in Flagstaff zurückkamen. Übrigens schließen die meisten Parks und Museen um 17 Uhr.

Der Vulkangott und der Regengott

Samstag, 07.09.2013

Am Morgen, gegen 9 Uhr, ging die Fahrt zum Sunset Crater Volcano National Monument, einem Vulkangebiet auf 2.100 mNN Höhe, das ab 1064 n. Chr. etwa 200 Jahre lang aktiv war. Bei dem ersten Ausbruch, der sehr heftig war, floss der Kana-a-Lavastrom elf Kilometer nach Nordosten. Der Boniti-Strom füllte in mehreren Phasen ab 1180 n. Chr. Geländevertiefungen auf. Beim letzten Ausbruch wurde oxidiertes Eisen ausgespieen, das dem Vulkan den "Sonnenuntergangseffekt" gab. Die zu der Zeit in dem Bereich siedelnden Sinagua-Indianer zogen sich aus dem Gebiet zurück. Wir sind den Lenox Crater Trail (steil bergauf zum Lenox-Krater) und den Lava Flow Trail gelaufen und staunten über die schwarze Lavaschlacke, die großflächig nackt lag, als ob der Ausbruch erst vor wenigen Jahren geschehen wäre. Da haben wir der Natur eine stärkere Besiedlungskraft zugetraut. Der Sunset-Krater selbst darf seit 1973 nicht bestiegen werden, weil er von Besuchern zu stark beeinträchtigt worden sein soll.          Nach Abklingen der Vulkantätigkeiten kehrten die Sinagua und die Kayente-Anasazi zurück und bauten neue Pueblos etwa 20 Meilen nördlich des Sunset-Vulkans, die etwa 125 Jahre lang genutzt und danach verlassen wurden, das heutige Wupatki National Monument. Die Ruinen waren den Besuch wert: Wukoki-, Wupatki-, Citadel-, Nalakihu- und Lomaki-Pueblo.          Die Fahrt durch die beiden zusammen hängenden Monuments erfolgt auf einer 56 Kilometer langen Straße und man zahlt 5 $ pro Person. Irgendwie müssen wir aber während der Fahrt den Regengott mit unserem Besuch verärgert haben, denn schon bei Besichtigung der letzten Pueblos sandte er uns einige Schauer, bei der Rückfahrt aber ließ er Sturzbäche auf uns nieder. Um 16 Uhr waren wir zur vierten und letzten Nacht auf dem Platz in Flagstaff zurück, wo sich heftiger Regen fortsetzte und aufs Fahrzeugdach prasselte. Unser Wohnmobil ist dicht. Bei 60 ºF waren wir morgens gestartet, bei unserem Aufstieg herrschten 94 ºF und bei der Rückkehr wieder etwas über 60 ºF. Mal sehen, ob wir morgen nach langer Zeit wieder Unterhemden tragen werden.

Verregnetes Bergfest

Sonntag, 08.09.2013

Genau zur Halbzeit unserer Tour verleidet uns ein Dauerregen den Grand Canyon, der im Regen bzw. Nebel auch noch grandios wirkt. Nichts mehr mit Sonnenbrille, Sonnencreme, Sandalen, dafür aber Unterhemd, Jacke und Regenschirm. Nach einem kurzem Stopp beim Trading Center in Cameron mit einer sehenswerten Seilbrücke über den Little Colorado River sind wir am Osteingang in den Grand Canyon National Park gegen 25 $ eingefahren. Nebel und Regen ließen nur beschränkte Blicke auf den Colorado zu, doch was man sehen konnte, war grandios. Bei heftigem Regen in Grand Canyon Village trafen wir auf dem Campground ein, den wir zum Glück reserviert hatten und wo wir drei Nächte bleiben werden. Leider gibt es dort keine Dusche und auch keinen Internetzugang, so dass wir mit Letzterem auf das Park Headquarter mit seinen Bürozeiten angewiesen sind. Als der Regen um 16 Uhr nachließ, machten wir uns auf den Weg, nutzten zuerst beim Park Headquarter den öffentlichen Internetzugang und gingen noch eine Strecke des trail of time. Nebel und etwas Abendsonne mischten sich zu malerischen Bildern.

Nebel - Nebel - Nebel

Montag, 09.09.2013

Vor Tagen hatten wir über die Hitze gestöhnt, dann über den Regen. Wegen der vielen Felsenbilder wurde überlegt, eine Kommission zur Auswahl der Bilder einzuberufen. Da hatte der Nebelgott ein Einsehen und diese drei Probleme gelöst und dichte Nebel in den Grand Canyon geschickt. Als wir um 9 Uhr Hermits Road liefen, waberten dicke Schwaden herauf und hinab. Gelegentlich schob der Nebelgott seinen Vorhang beiseite und ließ einige Blicke auf die beeindruckende Landschaft zu. Der Colrado River war kurze Augenblicke als schmutzig braunes Band zu erspähen, nein, das trifft es nicht, als lehmige Schlange im Talgrund. Je weiter wir liefen, desto dichter wurde der Nebel. Bei der Rückfahrt war der Bus proppenvoll.

Einfach schön!

Dienstag, 10.09.2013

Relativ früh brachte ein Bus die kleine Reisegruppe nach Osten zum South Kaibab Trailhead, von wo sie einige Kilometer am Rande des Grand Canyon entlang wanderte. Der Wettergott hatte ein Einsehen, ließ den Blick auf den Colorado zu und sogar einige Male die Sonne durch die Wolkendecke brechen und die Schluchtenflanken bescheinen. Man steht oben am Rand, schaut hinab auf die Landschaft, die vom Wasser geformt wurde, und es ist atemberaubend, attraktiv, ausgezeichnet, begeisternd, berauschend, brilliant, einzigartig, erhaben, euphorisch, exzellent, formidabel, grandios, herausragend, herrlich, inspirierend, klasse, magnifizent, malerisch, phänomenal, phantastisch, superb, toll, traumhaft, überwältigend, unübertrefflich, wunderbar, zauberhaft, und was Einem noch so alles einfällt, einfach schön! Man blickt umher und staunt still!         Mittags nach der Rückkehr zum Platz übernahm eine Reiseteilnehmerin dankenswerterweise den Hausputz, während der Reiseleiter ein Stück in den Canyon hinabstieg, auf dem traditionellen Bright Angel Trail bis zum eineinhalb Mile Resthouse. Der Aufstieg dauerte etwa doppelt so lange wie der Abstieg.          Ansonsten ist der kostenfreie Bus-Shuttle im Grand Canyon Village sehr gut geregelt und rechtfertigt den Eintrittspreis in den Nationalpark. Man wartet 10 bis 15 Minuten auf den nächsten Bus, wobei es vorkommen kann, dass dieser voll ist und man stehen bleibt.          Mit der Benutzung der Klimaanlage ist es zunächst vorbei; jetzt wird geheizt. Sonst ist es ganz angenehm, zwei Tage lang nicht selbst zu fahren.          Weil gegen 14 Uhr wieder heftiger Regen einsetzte, der bis zum Abend anhielt, scheute die Reisegruppe den Weg zum Park Headquarter mit dem öffentlichen WiFi, weshalb dieser Tagesbericht nachgetragen wurde. Auch hatte sich der Heli-Flug erledigt.

Wieder Sonne

Mittwoch, 11.09.2013

Je weiter wir uns vom Grand Canyon entfernten, desto trockener und wärmer wurde es. Bei 50 ºF und Regen starteten wir und lasen am Nachmittag 80 ºF bei Sonne ab. Die Fahrt führte zurück nach Süden auf die gute alte Route 66. In Ash Forks gab es nur wenig zu sehen. Hingegen präsentierte sich Seligman ganz im typischen Route 66-Stil. Interessant waren die Grand Canyon Caverns, durch die wir beide alleine von einem jungen Mann geführt wurden. Sie wurden so benannt, weil angeblich ein Lüftungssystem über 64 km Entfernung von dort besteht. Wie so vieles in den Staaten hat die Höhle auch ihren Superlativ: die größte trockene Höhle der USA.          Eigentlich wollten wir bei der Höhle übernachten, doch schien uns der RV-Park sehr einfach. Auf der Weiterfahrt kamen wir am historischen Hackberry General Store vorbei. Die Fahrt endete beim KOA-Campingplatz in Kingman, wo wir eigentlich erst einen Tag später eintreffen wollten.

Im Mohave-Land

Donnerstag, 12.09.2013

Kingman liegt im Land der Mohave (sprich: mohawi, nicht mohäwi; wir wissen aber nicht, warum). Im Powerhouse, dem ehemaligen Kraftwerk, ist ein weiteres Route 66-Museum untergebracht, das aber auch über regionale Geschichte informiert.          Auf das Bonelli-Haus, das weitgehend unverändert seit seinem Bau 1916 besteht, ist man besonders stolz. Wir wurden alleine von einer älteren Frau geführt,  die sehr langsam sprach und deshalb für uns gut verständlich die Geschichte der Familie Bonelli erzählte, einem Auswanderer aus der Schweiz, der um 1900 mit einer Ranch und mit Handel reich geworden ist.          Von 1928 stammte eine gewaltige Lokomotive der Santa Fe Railroad, die im Stadtgrün aufgestellt ist.          Zum Schluss wurde das Mohave Museum of History & Art besucht, in dem sich allerdings nur ein kleinerer Bereich mit den Hualapai-Indianern befasst. In anderen Räumen wurde auf Eisenbahngeschichte, Erzgewinnung, Ranching und dann auf Andy Devine, der in über 400 Filmen mitgewirkt hat und bei Kingman aufgewachsen ist, eingegangen.          Nachdem es in der Nacht heftig geregnet hatte, herrschte den ganzen Tag über strahlender Sonnenschein; mittags wurden wieder 90 ºF erreicht. Heute wurden nur zwölf Meilen zurückgelegt. Morgen früh werden wir zum Grand Canyon West aufbrechen, und ob auf dem für zwei Nächte reservierten Platz WiFi angeboten wird, ist ungewiss.

Joshua Trees

Freitag, 13.09.2013

Am 40. Reisetag wurde die Route 66 verlassen und von Kingman aus nach Norden gefahren, knappe zwei Stunden, bis wir, die letzten 40 Meilen auf einer kleinen Straße, auf dem reservierten Campingplatz in Meadview, dem nächst gelegenen Platz zum Grand Canyon Skywalk, bereits mittags bei knapp 90 ºF ankamen. Übrigens wirbt Meadview damit, dass keine Industrie die Luft verschmutzt. So stellt man sich Arizona vor: einige Tafelberge mit Schuttkegeln, rotbraune Wüste dazwischen mit spärlichem Bewuchs, und dann ausgedehnte Joshua Tree-Wälder (kennt doch wohl jeder!). Der Campingplatz wirkt karg, verfügt aber über alle Erfordernisse, sogar über einen kräftigen Internetzugang. Das Beste ist der Blick auf die Berge. Der Nachmittag wird entsprechend der Hitze der Ruhe gefrönt; wir haben ja schließlich Urlaub.

Bibi in the Sky

Samstag, 14.09.2013

Bei strahlendem Sonnenschein gelangten wir zum Grand Canyon West. Man sollte wissen, dass ein Teilstück der Zufahrtsstraße unbefestigt ist. Für die 9 Meilen benötigten wir 50 Minuten bei sehr vorsichtiger Fahrweise (für eine Richtung). Das Fahrzeug und die Passagiere werden dabei ordentlich durchgeschüttelt und nach der Rückkehr wurden zwei Schrauben unbekannter Herkunft im Schlafabteil auf dem Boden gefunden. Kurz vor dem Ziel muss man auf einen Parkplatz fahren und in Shuttle-Busse umsteigen. Der Preis für das einfache Ticket beträgt nicht, wie allenthalben zu lesen ist, 29,95 $, sondern 44,05 $ einschließlich Steuern und Gebühren. Für den Gang auf den Skywalk kommen 29,95 + Gebühren = 32,95 $ hinzu. Eine Parkgebühr wurde nicht verlangt. Nun gehört das Gebiet den Hualapai-Indianern und andere als touristische Erträge sind aus der Region kaum zu erzielen. Aber die Ausblicke sind jede Mühe wert. Drei Punkte werden von den Shuttle-Bussen angefahren. Am Eagle Point hat man den Ausblick auf eine Felsformation, die mit etwas Phantasie wie ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln aussieht. Hier wird auch indianische Musik gespielt und dazu getanzt. Weiter befinden sich am Eagle Point ein kleines Dorf mit Unterkünften verschiedener Indianerstämme und natürlich der Skywalk. Im Prospekt heißt es dazu, dass er 1.200 m über der Sohle des Canyons liege, was zutreffen mag, doch kragt er nicht über dem Colorado hinaus, sondern über ein seitliches Tal mit einer Fallhöhe von wenigen hundert Metern. Eine Reiseteilnehmerin beging die Plattform und genoss das Ereignis. Jedoch sind vorher Kameras, Handys und dergleichen abzulegen, was kontrolliert wird. Mit übergezogenen Papierschuhen kommt man auf einen Gang, der rechts und links undurchsichtig und in der Mitte mit Glasscheiben belegt ist. Diese sind etwas trübe, gestatten aber die Durchsicht nach unten. Auch die Brüstung besteht aus Glasscheiben. Auf dem Skywalk kann man unbeschränkt lange verweilen. Vom Eagle Point wird man mit einem Bus zum Guano-Point gebracht, benannt nach dem früheren Guanoabbau, von dem ein stählernes Fördergerüst zurück geblieben ist. Hier schaut man von einer Felszunge aus nach rechts und nach links in zwei Canyontäler. Als dritten Punkt steuern die Busse die Hualapai Ranch an, ein kleines nachgebautes Westerndorf, wo zwei "echte" Cowboys Westernatmosphäre verbreiten. Ein kauziger Alter knallt mit einem Revolver umher, will die Männer in den Jail stecken und sich dann um die Frauen kümmern. Zum Abschluss ist die Reisegruppe ein zweites Mal zum Guano-Point gefahren, um dort im Schatten sitzend mit Blick auf die Felsformationen den Nachmittag ausklingen zu lassen (Empfindungen mindestens wie am 10.09.). Tagsüber herrschten noch erträgliche 90 ºF. Ein zweites Mal wird auf dem Platz bei Meadview übernachtet. Was uns betrübt,  sind die schlechten Nachrichten aus Deutschland: Was ist los mit den Preussen und was mit 96?

Only Germans

Sonntag, 15.09.2013

Erst musste wieder die lange Strecke Richtung Süden durch Arizonas Wüste gefahren werden, bis an dann nach Norden und zum Lake Mead mit dem Hoover-Staudamm ging, und damit nach Nevada. Hier gilt die PST (keine Sommerzeit) und damit die identische Uhrzeit wie in Arizona (MST mit Sommerzeit). Bevor man auf den Damm kommt, muss ein Sicherheitsposten passiert werden. Ein Beamter ließ sich draußen am Fahrzeug alle Klappen öffnen und ein zweiter inspizierte innen; er rief seinem Kollegen nach draußen zu: "Only Germans". Der Damm ist ein Wunderwerk wasserbaulicher Ingenieurkunst und das Herumlaufen in der Hitze hatte den weiblichen Teil der Reisegruppe stark beansprucht.          Und dann ging es im immer dichter werdenden Verkehr nach Las Vegas hinein, wo ein Hotel (The Quad, vormals Imperial) für drei Nächte gebucht war, direkt am Strip. Es dauerte etwas, das RV unterzubringen, aber dann gab es ohne besondere Berechnung einen Ausweis für einen Parkplatz direkt hinter dem Hotel. Während sich Birgit am Nachmittag etwas ausruhte, ging der Reiseleiter schon einmal den Strip in Südrichtung ab. Im renommierten Hotel Paris auf der Terrasse am Strip wurde abends dinniert, direkt gegenüber dem Bellagio, wo alle Viertelstunde phänomenale Wasserspiele zu Musik veranstaltet wurden. Weil das Quad für eine Stunde Internetnutzung 7 $ verlangt, was die Reisekasse nicht hergibt, wurde dieser Bericht nachgetragen.

Ein anderes RV

Montag, 16.09.2013

Nach langem Ausschlafen ging es zu Campingworld südlich von Las Vegas. Ein anderes nahezu identisches Fahrzeug stand bereit und das Umladen bei 105 ºF dauerte fast zwei Stunden. Jetzt warten wir noch darauf, dass die Fahrräder ummontiert werden und der Papierkram erledigt wird. Immerhin gibt es hier freies WiFi.     Nachtrag: Gegen 15 Uhr standen wir mit dem RV wieder auf dem Hotelparkplatz. Während sich die Reisegruppe etwas ausruhte, eruierte der Reiseleiter die Hertz-Station für den Mietwagen am nächsten Mogen. Und am Abend ging es in die Las Vegas-Show mit Jan Rouven im Starlite-Theater. Aus unbekanntem Grund erhielt die Reisegruppe den VIP-Status, musste nur kurz warten und bekam Plätze inder zweiten Reihe fast in der Mitte zugewiesen. Die Vorstellung war uns bereits aus dem Fernsehen bekannt, doch so nahe dabei zu sitzen, lässt einen bei den magischen Vorführungen noch stärker verblüffen. Wie macht er das nur? In einem Augenblick ist er noch gefesselt hinter einem Vorhang, und nur eine Sekunde später steht er mitten im Publikum. Nach exakt 90 Minuten ohne Pause endete die Show. Einfach großartig!

Haarspange vom Winde verweht

Dienstag, 17.09.2013

(nachgetragen) Es sollte der heißeste Tag werden (bis 120 ºF) und der Tag mit der längsten Fahrstrecke (380 Meilen). Mit einem dunklen Chevrolet Impala ging die Fahrt ins Death Valley, zu einigen ausgewählten Stellen. Von Dantes View, etwa 1.500 m über dem Grund des Canyons gelegen, bekam man einen weiten Blick über das Tal mit Salzflaechen und die Talflanken. Am Zabriskie Point war die westliche Flanke des Canyons einzusehen. Dann vorbei am Golden Canyon zum Devils Golf Course, einer Fläche aus harten erodierten Steinen, die wie weicher Schlamm aussehen. Hier kann wirklich nur der Teufel Golf spielen. Badwater mit dem Badwater Basin ist der tiefste Punkt der USA, wo eine feste Salzfläche begangen werden kann. Unerwarterweise herrschte hier und auch im gesamten Canyon sehr starker Wind, der einen umzuwehen drohte. Birgits Haare wurden durcheinander gewirbelt und der Wind trug eine Haarspange davon, ohne dass es bemerkt wurde. Auf der Fahrt durch den Artist's Drive kommt man an der Artist's Palette vorbei, einer Felsformation in den unterschiedlichsten Farben. Schließlich ging es über den Daylight Pass zum Parkausgang, noch kurz an der Geisterstadt Rhyolite vorbei, und dann zurück nach Las Vegas.

Auf nach Kalifornien

Mittwoch, 18.09.2013

Las Vegas wurde früh am Morgen verlassen, zurück nach Süden Richtung Route 66. Die erste geeignete Möglichkeit zum Frühstücken gab es bei einer Station mit einem McDonalds, wo die Reisegruppe erstmalig in ihrem Leben frühstückte. Und welche Überraschung: hier wurde ein Highspeed-Internet angeboten, so dass nach zwei Tagen wieder die Gelegenheit zum Nachtrag in dieses Internet-Tagebuch bestand. Gleich wird die Fahrt in Richtung der kalifornischen Grenze fortgesetzt.          Die erste Stadt in Kalifornien, die wir besichtigten, war Needles CA mit einem traditionellen Route 66-Hotel und einem Amtrak-Bahnhof, wo sich gerade ein Zug mit einer Länge von mindestens einem Kilometer in Bewegung setzte. Da es erst mittags war, beschlossen wir, nochmal nach Arizona zurückzukehren, und so fuhren wir zum Lake Havesu, der vom Colorado River durchflossen wird, und wo wir in Havesu Falls AZ einen guten RV-Park für die Übernachtung fanden. Die Tagestemperaturen lagen über 95 ºF und am Abend war es draußen einigermaßen erträglich, bei einem Sonnenuntergang gegen 19 Uhr mit einer Röte wie zu Hause (sonst fällt hier die Sonne nur an einer Stelle herab, ohne dabei Abendröte zu verbreiten). Eine Viertelstunde später war alles stockduster. Überhaupt das erste Mal scheint am Fahrzeug alles zu funktionieren; nur der Kühlschrank benötigt in dem neuen RV ziemlich lange, um Kühlschranktemperatur zu erreichen, so dass der Wein für den Abend (2013 Marlborough Cupeake Vineyard Sauvignon Blanc) einige Zeit in das Gefrierfach gelegt wurde.

What a nice place

Donnerstag, 19.09.2013

"What a nice place" sagte eine Besucherin zu recht, die morgens gleichzeitig mit uns zur London Bridge in Lake Havesu City kam. 1968 hatte ein reicher Amerikaner die Brücke in London gekauft, Stein für Stein hierher transportieren und wieder über einem Seitenkanal des Colorados aufbauen lassen, angeblich in der irrigen Meinung, dass es sich um die Tower Bridge handele.       Und dann ging es die Strecke vom Vortag zurück nach Kalifornien. Bei der Einfahrt in den Bundesstaat wurden alle Fahrzeuge an einer Station auf der Interstate einer "agricultural inspection" unterzogen. Eine nicht übermäßig höfliche Beamtin wunk die Fahrzeuge vor uns durch, ließ uns anhalten und fragte nach Schusswaffen, Pflanzen, Orangen und anderen Früchten. Nicht ganz der Wahrheit entsprechend wurde alles verneint, denn es lagen Weintrauben in einer Schale, und dabei mag es sich sogar um kalifornische gehandelt haben.          Nach einem kurzen Photostopp an dem traditionellen Roy's Motel in Amboy CA führte die Fahrt auf der Route 66 (hoppel, hoppel, hoppel, zumal die glatte Interstate in Sichtweise parallel verlief) zum vulkanischen Amboy Crater, der mehrere tausend Jahre lang aktiv war. Das beim letzten Ausbruch vor etwa 500 Jahren gebildete Lavafeld wurde bei gut 100 ºF erkundet, wobei allerdings dem um den Krater führenden Trail (Empfehlung zur Begehung: Oktober bis März) wegen Zeitknappheit nicht gefolgt wurde. Durch die Lavaflächen des einige Meilen weiter westlich gelegenen Pisgah Craters (noch heftiger hoppel, hoppel, hoppel) wurde nur durchgefahren, zumal die Fläche nicht touristisch vorbereitet worden ist.          Der nächste kurze Stopp stand beim Bagdad Café in Newberry Springs an. Wer erinnert sich nicht an den großartigen Film "Out of Rosenheim" mit einer unserer Lieblingsschauspielerinnen; wenn wir uns recht erinnern, haben wir den im Fernsehen gezeigten Film nach einiger Zeit ausgeschaltet. Vor dem Café kam der Reiseleiter in ein kurzes Gespräch mit einem älteren Paar, aus dem Elsass stammend und auf einer roten Harley unterwegs, diese aber nur geliehen, während zu Hause eine andere Maschine stand. Zwei Busse hielten während der Unterhaltung an und die Insassen stürmten das Café, das wir von innen nicht kennenlernten.          Wie schon einige Male zuvor kennt unser Navi nicht alle Adressen, auch nicht die vom für den Abend reservierten KOA-Campingplatz. Da bekannt war, dass sich der Platz in der Nähe der Geisterstadt Calico befindet, fuhren wir erst dorthin, suchten von dort aus und fanden auch nach nicht allzu langem Suchen den Platz, wo bei der vermutlich desinteressiertesten aller amerikanischen Angestellten, einem jungen pharaoninnengesichtshaftem Mädchen mit extrem hohem Make up-Verbrauch, eingecheckt wurde. Übrigens funktioniert der Kühlschrank einwandfrei; er benötigte tatsächlich einen ganzen Tag, um eine ausreichend niedrige Kühltemperatur zu erreichen. Am Abend konnten wieder Budweiser (schmeckt nur eiskalt) und kalifornischer Sekt (jede Flasche wurde beim Einkauf in eine undurchsichtige braune Papiertüte gesteckt) getrunken werden. Das slide out arbeitet wie vorgesehen; die knapp vier zusätzlichen Quadratmeter mindern das Ehestreitigkeitspotential.

Ronald McDonald

Freitag, 20.09.2013

1881 wurde Calico CA an einer Stelle gegründet, wo Silber- und andere Erze gefunden und geschürft wurden. Calico wurde eine Boom-Town, denn 1887 betrug die Population 1.200 Personen. Danach nahm die Ergiebigkeit der Erze ab bzw. der Silberpreis halbierte sich; 1889 lebten noch 800 Menschen dort, 1890 noch 80 und 1951 waren es 10 Personen. Diese Geisterstadt wurde mit seinem Gebäudebestand für die Nachwelt bewahrt und restauriert. Bei einem Gang durch den Ort wird man in eine Westernstadt vor 150 Jahren zurückversetzt, allerdings mit starken Verkaufsintensionen und Unterhaltungsangeboten. Nur gut, dass wir bereits so früh dort waren, denn bis zum Mittag waren etliche Busse eingetroffen.          In Kalifornien betragen die Benzinpreise etwa 1 $ mehr pro Gallone als in den östlichen Bundesstaaten.          In San Bernadino CA angekommen, besuchten wir ein Museum ganz anderer Art als die bisherigen, das McDonald's-Museum mit einem kleinen Route 66-Bereich. In dem Gebäude, das von 1940 bis 1986 als erstes McDonald's-Restaurant betrieben wurde, befindet sich das kleine Museum mit einer Sammlung von McDonald's-Devotionalien, diverse Ronalds McDonalds, Beigaben zu Happy Meals, dabei ein Schlumpf mit langen lila Haaren, den Birgit und alle ihre Klassenkameradinnen einmal besessen hatten und dem sie während der Schulstunden ausgiebig die Haare bürsteten. Auch Teile des McDonald's-Geschirrs haben wir wieder erkannt.  Zu Essen wurde hier allerdings nichts angeboten.          Die Fahrt auf der Panoramastraße "Rim of the World Drive" war nicht so spektakulär, wie im Reiseführer angekündigt. Sicher war der Blick vom Gebirge auf die Stadt herab ganz nett, doch sind wir inzwischen ziemlich verwöhnt,  was Landschaftsbilder betrifft, zumal die Sicht diesig war.          Gleich bei dem ersten RV-Park in San Bernadino, an dem wir wegen eines Standplatzes nachfragten, kamen wir unter. Am Folgetag (Samstag) sei bereits alles ausgebucht. Im Übrigen handelt es sich um den ersten Platz, der mit einem Tor ständig verschlossen und mit einer Mauer umgeben war und bei dem man sich von außen über eine Sprechanlage verständigen musste, was in dieser Gegend vielleicht erforderlich ist. Die Temperaturen waren erträglich, unter 90 ºF.

Aller guten (?) Dinge sind drei

Samstag, 21.09.2013

Weil das Büro des Campingplatzes am Abend dieses Tages (Freitag) bei der Ankunft bereits geschlossen war und auch am Samstag und am Sonntag nicht geöffnet hatte, wurden die Berichte für drei Tage nachgetragen.          Das erste Ding passierte bei der Abfahrt vom Campingplatz. Das vordere slide out ließ sich nur halb einfahren und stieß dann gegen einen harten Widerstand. Auch mehrere Versuche halfen nicht. Freundlicherweise versuchte sich erst ein Mitarbeiter von der Platzverwaltung, konnte aber auch nicht weiterhelfen. Was blieb anderes übrig,  als bei der Servicestelle anzurufen. Dazu stellte die Sekretärin, die allerdings erst herbeigerufen werden musste, ihren Telefonapparat zur Verfügung. Da kam vom Platz ein anderer Gast, ein älterer Herr, der sich nach dem Malheur erkundigte und seine Hilfe anbot. Er übernahm auch das Telefonat mit der Servicestelle. Von dort erhielt er die Auskunft, wir mögen die Jacks rauf-, runter- und nochmals rauffahren. Nach dieser Prozedur ließ sich das Teil tatsächlich einfahren und wir konnten mit etwa einer Stunde Verzögerung starten. Der Herr übernahm es sogar, die Servicestelle über den Erfolg zu benachrichtigen und rief uns zum Abschied nach: "Remember, not all Americans are Asys!"          Die Fahrt wurde auf der Route 66 fortgesetzt. In Rialto CA erfolgte ein Photostopp beim Wigwam-Hotel, ähnlich dem in Holbrook AZ, wo wir genächtigt hatten. In Rancho Cucamonga CA (was für ein Städtename! ) sahen wir kurz die alte Winzerei und das Coffe Klatch. Schließlich hielten wir in San Gabriel, einem Ortsteil von Pasadena, wo die Mission mit dem zugehörigen Museum unser Ziel war. Sie wurde 1771 von spanischen Mönchen gegründet, als vierte von 21 Missionsstationen in Kalifornien. Der grüne,  mit vielfältigen Pflanzen bestandene Garten bildete ein Refugium zur Besinnung und Erholung in dieser heißen Gegend. Danach liefen wir noch ein Stück am Missions Drive entlang (hätten wir es nur gelassen!) und kehrten dann zum Fahrzeug zurück.          Das zweite Ding: Als wir uns dem Campmobil näherten, sahen wir einen Stadtpolizisten, der gerade in seinen Wagen steigen wollte. Wir riefen ihn an, denn er hatte einen gelben Strafzetel unter einen Scheibenwischer geklemmt. Unser Fahrzeug war, um niemanden zu stören, in einer sehr breiten Seitenstraße fast ohne Verkehr geparkt worden, stand in ausreichendem Abstand zu einer Kurve, auch nicht vor einem Hydranten oder an einem rot gekennzeichneten Bordstein. Der Beamte klärte uns darüber auf, dass der Abstand zum Bordstein 28 Zoll betrage, und nicht maximal 18 Zoll. Nun erklärten wir ihm, dass das Fahrzeug zum Ein- und Aussteigen nur eine einzige Tür habe, bei der zwei Stufen herausschwenken, die nicht gegen den Bordstein stoßen dürften, und deshalb ein größerer Abstand erforderlich sei. Bei diesen besonderen Umständen empfahl er uns, bei seiner Wache vorzusprechen und dort den Fall zu erklären. Wegen einer Baustelle war eine Straße gesperrt, was unser Navi nicht akzeptieren wollte, und so dauerte es etwas länger, zu der Wache zu gelangen. Wir sprachen mit einem jungen Beamten, der über keinerlei Entscheidungsbefugnis verfügte und sich wiederholend auf seinen Vorgesetzten verwies, der allerdings erst ab 19 Uhr anwesend sei. Auch der Hinweis auf unseren reservierten Campingplatz verfing nicht. Weiter bestand keine Möglichkeit, die 53 $ Strafgebühr, der überhaupt niedrigste Satz, direkt einzuzahlen; irgendwie muss überwiesen oder ein Scheck eingesandt werden, wozu wir 21 Tage Zeit haben.          Die Fahrt durch das verkehrsdichte Los Angeles endete am reservierten Campingplatz in Long Beach, und jetzt kam das dritte Ding. Auf der Suche nach dem Büro sind wir auf den Platz gefahren, fanden das Büro nicht und wollten wieder hinausfahren. Gegenüber der Ausfahrt über die Verrohrung eines Straßenseitengrabens waren Fahrzeuge geparkt und es blieb nur eine schmale Fahrbahnbreite. Bei der Fahrt um die Kurve auf die Straße rutschte das linke Hinterrad in den Graben, so dass sich der linke hintere Bereich des Fahrzeugs auf die Fahrbahn legte und das Rad in der Luft hing. Was nun? Unterstützung mit einem Kranwagen oder Ähnlichem schien unabdingbar. Da gab ein Gast vom Campingplatz den entscheidenden Hinweis, wir mögen die Jacks zu Hilfe nehmen, denn wir wären nicht die Ersten, denen das hier geschehen sei. Und wir hatten das Glück, dass sich der hintere linke Hydraulikstempel noch über der Fahrbahn und nicht über dem Graben befand. Der Jack wurde heruntergefahren und er hob den Wagen auf der linken Seite an. Der nächste glückliche Zufall: Der Graben war nicht tief und er war trocken. Im und am Graben lagen einige Steine, die noch handbar waren, herangeschleppt werden konnten und den Graben so weit auffüllten, bis die Steine knapp unterhalb des Hinterreifens reichten. Die Anzahl der Steine reichte gerade so aus. Dann wurde das Fahrzeug wieder abgesenkt und konnte ohne Schwierigkeiten auf die Straße gefahren werden. Am Wagen ist wundersamerweise nur eine kaum zu erkennende kleine Lackstelle abgeplatzt.          Übrigens befand sich das Büro etwas weiter an der Straße. Es war bereits geschlossen, aber an der Tür war ein Zettel mit unserem Namen und der Standplatznummer angebracht. Mit etwas Mühe gelang es, auf den engen Standplatz einzuparken. Nun stellte sich heraus, dass lediglich ein 30 Ampere-Anschluss vorhanden war. Zum Glück lag dem Fahrzeug, anders als beim ersten Campmobil, ein Adapter bei, so dass der Stromanschluss hergestellt werden konnte, wenn auch mit verminderter Leistung. Es ist aber nicht mehr so heiß, dass die beiden großen Klimaanlagen laufen müssten. Nachts wird es sogar kalt. Nur den Internetzugang konnten wir erst am Montagmorgen erfragen. Unser Nachbar, der sich mit Ron vorstellte, lebt seit elf Monaten zwangsweise auf dem Platz, nachdem sein Haus in den kalifornischen Bergen wegen eines fehlerhaften Stromanschlusses abgebrannt ist und wieder hergerichtet werden muss. Seine Frau nutzt die Zeit in LA für eine Krankenhausbehandlung ihrer Hüftbeschwerden. Rons Vorfahren sind in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Deutschland eingewandert. Er selbst wurde in Kalifornien geboren und spricht kein Deutsch. Seine Hilfe hat er uns angeboten.

Die alte Dame

Sonntag, 22.09.2013

Zum ersten Mal sahen wir den Pazifik, wo im Hafen von Long Beach die Queen Mary, die erste, vor Anker liegt und vertäut ist. Mit einem Bus fuhren wir am Sonntagmorgen dorthin und dinierten im Salonsaal der "alten Dame" bei einem Champagner-Brunch. Es war unmöglich, alles von den umfangreichen Bufets zu probieren. Der trockene kalifornische Champagner wurde nachgeschenkt, sobald man nur etwas von seinem Glas getrunken hatte. Ein Heer von Obern sorgte sich um die Gäste. Harfenklänge begleiteten das Essen. Von der Gediegenheit des Salons beeindruckt verließen wir leicht beschwingt das Schiff. Nach einem Bummel durch den Hafen und die Mitte von Long Beach bei sonnig warmem Wetter bestand am Nachmittag keine Neigung mehr zu weiteren Aktivitäten. Und dabei hatten wir noch ordentlich gespart, denn im weiteren Tagesverlauf mochten wir nichts mehr essen.

MOCA LA - ohne uns

Montag, 23.09.2013

Am Morgen, nach Empfang des Internetpassworts, erfuhren wir mit einiger Verspätung vom Wahlausgang. Da sind wir aber gespannt, wie die Regierung gebildet wird. Es kommt doch nur wieder eine große Koaltion in Betracht.         Von Long Beach nach LA zu gelangen, ist nicht so schwierig, aber zeitaufwendig. Wir hatten herausgefunden, dass die in der Nähe des Campingplatzes vorbei führende Buslinie zwischen zwei Metrostationen pendelt, und so fuhren wir am Morgen auf der kürzeren Strecke zum Metrobahnhof (eine knappe halbe Stunde Fahrzeit). Der Busfahrpreis ist günstig; Birgit bezahlt 1,25 $, Manfred 0,60 $, ohne Umsteigeberechtigung. Das Tarifsystem der Metro glauben wir einigermaßen verstanden zu haben. Da es keine papiernen Fahrscheine mehr gibt, muss jeder zuerst eine Magnetkarte für 1$ kaufen, die dann aufzuladen ist. Die Metrofahrt kostete einzeln 1,50 $, ob einschließlich Umsteigen, wissen wir noch nicht, denn beim Umsteigen war die Magnetkarte nochmals zu erfassen. Die Fahrzeit mit der Metro betrug etwa 40 Minuten. Wie viele andere Städte in den USA ist auch LA stark zersiedelt.          Bei warmer Sonne lernten wir das Zentrum von Los Angeles und Bunker Hill etwas kennen. Es existieren kaum alte Gebäude, nur ein Adobe-Haus, ein Masion-Haus und eine Missionskirche. Es gibt einige Hochhäuser, darunter auch architektonisch gelungene. Vor dem MOCA-Museum stand eine derartig moderne Skulptur, die uns in dem Entschluss bestärkte, auf einen Museumsbesuch zu verzichten. Nach eineinhalbstündiger Rückfahrt genossen wir den späten warmen Nachmittag auf dem Campingplatz bzw. am Rezeptionsgebäude, weil das Internetsignal nur hier ausreichend stark ankommt.

Sterne

Dienstag, 24.09.2013

Gut zwei Stunden dauerte die Fahrt mit Bus und Metro von Long Beach nach Hollywood. Wir wandelten auf dem Hollywood Boulevard den Walk of Fame. Viele Namen waren uns bekannt, doch die weit überwiegende Anzahl nicht. Die bekannten haben wir photographiert, und es waren so viele, dass dafür der Strom eines Akkumulators der Kamera verbraucht wurde. Wir sind gespannt, ob alle Namen bekannt sind, wenn wir zu Hause die Bilder zeigen (heiteres Personenraten). Der weiße Schriftzug HOLLYWOOD ist ursprünglich zur Ankurbelung des Grundstücksverkaufs aufgestellt worden und beim Zerfall der Buchstaben war zunächst niemand bereit, für die Restaurierungskosten aufzukommen. Es war unser letzter Tag in LA und es gibt hier viele Bettler und arme Straßenhändler. Nach der Rückkehr mit der Metro verschenkten wir deshalb unsere Metrokarten mit einem kleinen Restguthaben an eine Frau, die auf dem Bahnsteig Zigaretten verkaufte. Noch nie sind wir bisher kontrolliert worden, aber dieses Mal wurden wir prompt am Ausgang nach den Tickets gefragt. Wir erklärten den Verbleib der Karten, uns wurde geglaubt, und als der Kontrolleur erfuhr, dass wir aus Deutschland stammten, bedauerte er uns wegen des Regens und der Kälte dort im Vergleich mit Kalifornien. Im RV hat der Krieg gegen die Ameiseninvasion begonnen, die Folge eines mehrtägigen Aufenthalts.

Route 66: abgehakt

Mittwoch, 25.09.2013

Das Ausparken aus dem engen Standplatz in Long Beach ging gut, und dann ging die Fahrt durch das verkehrsdichte Los Angeles zum Endpunkt der Route 66, dem Santa Monica Boulevard am Pazifik. Wieder war es ein Problem, einen Parkplatz zu finden. Für das Abstellen des RV waren auf einem öffentlichen Parkplatz in Strandnähe, aber einiger Entfernung von der Pier, pauschal 32 $ zu zahlen. Die mit Palmen bestandene Promenade in Santa Monica ist wunderschön. Die Pier ist ein Rummelplatz.          Ab jetzt ging die Fahrt nach Norden, auf dem Küstenhighway Richtung San Francisco. Bis zum nächsten Campingplatz in Malibu war es nicht weit, aber es herrschte dichter Verkehr. Hier haben wir den teuersten Standplatz der ganzen Fahrt, etwa für den dreifachen Preis wie sonst üblich. Es ist aber auch der mit Abstand schönste Platz, in Hanglage mit Blick auf den Pazifik. Dazu passten auch die Preise im kleinen Laden auf dem Campingplatz; Birgit zahlte für einen Liter normale Milch 3,75 $.          Am Abend gab es dann doch noch einen kleinen Wermutstropfen; am Tisch sitzend, den warmen Wind um die Nasen wehend, den Blick auf die Weite des Pazifiks gerichtet, fiel ein Seitenblick auf unseren RV, der in der Mitte an der unteren Leiste einige Kratzer aufwies, ohne dass wir gemerkt hatten, wann und wo das geschehen ist; immerhin war nichts eingebeult.

RV's unerwünscht

Donnerstag, 26.09.2013

Weiter nach Norden, erst auf der schönen Küstenstraße California 1, dann auf der US 101, ging es nach Santa Barbara, zur "Living Old Mission", die deswegen so heißt,  weil sie als einzige in Kalifornien immer noch von Franziskanermönchen geleitet wird. Die Mission wurde 1786 als zehnte der 21 spanischen Missionen in Kalifornien gegründet, am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara. Das Ziel war die Missionierung der Einheimischen, hier der Chumach-Indianer. 1834 wurde die Mission säkularisiert (wer erinnert sich da nicht an den Reichsdeputationshauptschluss?) und 1839 wieder den Franziskanern zur Verwaltung überlassen. Zwar konfiszierte der mexikanische Gouverneur das Land und verkaufte die Mission, doch durften die Padres ihren Dienst fortsetzen. Nachdem Kalifornien an die Vereinigten Staaten gefallen war, übereignete Präsident Lincoln die Mission 1865 der katholischen Kirche. Von den Bauwerken ist die Kirche bemerkenswert, bereits der vierte Bau (von 1820), 1925 durch ein heftiges Erdbeben erheblich beschädigt, dann aber innerhalb von zwei Jahren restauriert. Den Missionsräumen ist ein kleines Museum angeschlossen.          Nun waren wir schon mitten drin in der spanisch-mexikanischen Geschichte und wollten uns anschließend das Präsidio von Santa Barbara anschauen und sind auch an dem Bau vorbeigefahren. Der zugehörige Parkplatz war für unser Fahrzeug zu klein. Also versuchten wir, den Wagen irgendwo am Straßenrand abzustellen, doch verboten überall Schilder das Parken von RV's in den Straßenblöcken. Nach etwa zwei Meilen gaben wir es auf und machten uns auf den Weg zum reservierten Campingplatz, etwa 15 Meilen weiter nördlich,  mit breiten Plätzen, Oleanderbüschen zwischen den Fahrzeugen, der Pazifik zwischen den Bäumen hindurch sichtbar und der Strand auf kurzem Fußwege zu erreichen. Den späten Nachmittag saßen wir am Strand auf einer Bank und beobachteten die unbeholfenen Versuche einiger Surfer. Es wehte ein lauer Wind, der die etwa 80 ºF als sehr angenehm und erträglich empfinden ließ. In der Nacht war es übrigens für unser Empfinden zu kalt. Den Kampf gegen die Ameisen, die offensichtlich am vorderen linken Jack ins Fahrzeug gelangt waren, scheinen wir gewonnen zu haben, denn wir fanden nur noch einzelne Verstreute.

Der letzte State Park

Freitag, 27.09.2013

(wegen fehlendem Internetzugang nachgetragen) Am 1.September 1772 wurde die Mission San Luis Obispo de Tolosa gegründet, benannt nach dem heiligen Ludwig, Bischof von Toulouse. Nur ein Bruder namens Serra errichtete die ersten Bauwerke mit Hilfe der örtlichen Chumach-Indianer. Das Ziel, die Indianer zu bekehren und eine langsam wachsende Stadt um die Mission herum entstehen zu lassen, wurde nicht erreicht. Viele Indianer starben an Seuchen. Nach der Säkularisierung verkaufte die Regierung die Mission für 500 $. Einige Räume wurden als Gericht und als Gefängnis genutzt. Nachdem Kalifornien 1848 an die USA gefallen war, wurde vieles in den folgenden Jahren an die katholische Kirche zurückgegeben. Seitdem diente die Mission als Kirche der wachsenden Stadt San Luis Obispo. Wir besichtigten die Kirche, den Garten und das kleine Museum. Anschließend gingen wir an der Bubblegum Alley vorbei, in der seit 1950 Kaugummi auf die beiden angrenzenden Häuserwände der schmalen Gasse geklebt wurden. Alle Reiseteilnehmer empfanden es als ekelhaft. Weil es bereits früher Nachmittag geworden war, schien die Zeit für einen Besuch von Hearst Castle bei San Simeon zu knapp, zumal keine Unterkunft reserviert worden war und es freitags erfahrungsgemäß schwierig werden könnte, unterzukommen. Kurz vor dem Ort erhielten wir einen Standplatz im Hearst San Simeon State Park, landschaftlich zwischen den Küstenhügeln reizvoll gelegen, aber ohne Hook up, so dass wir erstmalig den Generator einige Stunden laufen ließen, und natürlich ohne Internetzugang. Unsere Nachbarn zählten zum "Primitive Campground", wie der Platz für die Gäste mit Zelten genannt wird. Fast bis zum Sonnenuntergang saßen wir windgeschützt zwischen Felsen am Strand des Pazifischen Ozeans.

Kröten, Kurven, Küste

Samstag, 28.09.2013

Wenn man über genügend Geld und über einen exzentrischen Charakter verfügt,  kann einem so etwas einfallen, wie dem Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst (1863 bis 1951). Sein Vater hatte Mitte des 19. Jahrhunderts nach Gold geschürft, dieses zwar nicht gefunden, dafür aber Silbervorkommen, die so ergiebig waren, dass er davon die größte Ranch Kaliforniens zusammenkaufen konnte. Seine Mutter sorgte für seine Bildung und nahm ihn, als er zehn Jahre alt war, mit auf eine Reise durch Europa, die eineinhalb Jahre währte. Seit dieser Zeit begeisterte er sich für antike und klassische Bauwerke und Kunst. Er begann zu sammeln, zunächst alte Bücher. Sein Zeitungswesen verbreitete sich immer weiter. Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn gehörten ihm 26 Zeitungen, acht Radiostationen und mehrere Nachrichtendienste; er produzierte Wochenschauen und fast 100 Spielfilme. Weil er damit ordentlich verdiente, beschloss er, sich einen Traum zu verwirklichen und ein Bauwerk, man kann auch "Schloss" sagen, vor allem nach griechisch-italienischem Vorbildern errichten zu lassen. Kurz nach 9 Uhr trafen wir nach kurzer Fahrt beim Hearst San Simeon National Monument ein. Wir wussten bereits, dass man nur mit einer Führung in das Bauwerk gelangt. Allerdings hatten wir nicht reserviert und mussten deswegen bis 11:20 Uhr warten. Wie sollten wir die zwei Stunden Zeit bis dahin verbringen? In einem zugehörigen Kino wurde ein Film von 40 Minuten Länge über die Geschichte von Hearst Castle gezeigt, was uns die 10 $ Eintritt für jeden nicht wert schien, bis sich herausstellte, dass der Kinobesuch im Eintrittspreis enthalten war. Auch gab es einen kleinen Museumsbereich, so dass die Zeit nicht lang wurde. Mit Shuttlebussen ging es dann auf einer gut viertelstündigen Fahrt die Serpentinen hoch zum einige Kilometer entfernt gelegenen Castle. Man fühlte sich in ein französisch-italienisches Renaissanceschloss mit großen Gobelins und antiken Ausstattungen versetzt. Vieles war original und alt, zum Beispiel einige Holzdecken der Säle. Was nicht erworben werden konnte, wurde nachgebildet. So handelt es sich um eine Mischung aus Antikem, Mittelalterlichen und Replikaten. In dem Castle, an dem fast 30 Jahre lang gebaut wurde, beherbergte er seine illustren Gäste, denn Hearst betätigte sich nicht nur im Zeitungswesen, sondern auch als Filmproduzent und als Politiker. Viele Hollywood-Filmstars der 20er und 30er Jahre folgten seiner Einladung. Vermutlich sind viele Amerikaner bitter enttäuscht,  wenn sie nach Europa kommen und die antiken Bauten mit ihren Rissen und fehlenden Teilen sehen, denn im Hearst Castle ist alles perfekt, makellos und glatt.          Danach ging es weiter nach Norden auf der California 1. Mit wem wir auch schon darüber gesprochen hatten, jeder lobte die schöne Küstenstraße, und zu Recht. Zunächst hielten wir an einer Bucht, in der sich mehrere hundert Seeelefanten tummelten. Viele lagen faul am Strand, einige bewarfen sich zum Schutz vor der Sonne mit Sand und manche durchpflügten das Wasser nach Nahrung. Es war ein besonderes Erlebnis, so viele Tiere in Freiheit in einem Abstand von vielleicht 100 Metern beobachten zu können. Etwa 70 Meilen lang, bis Monterey, führte die Fahrt auf der kurvenreichen und schmalen Straße oft mit Blick auf das Wasser und die Felsen weiter nach Norden. Die Fahrgeschwindigkeit betrug überwiegend zwischen 15 und 40 mph. Überholen war kaum möglich,  so dass das RV oft eine Schlange anführte. Rechts und links der Straße lagen einige Campingplätze, aber bei allen war an diesem Samstag das Schild "Campground full" herausgestellt. Nur gut, dass wir eine Reservierung auf dem KOA-Platz in Salinas hatten, wo wir wegen der langsamen Fahrt relativ spät ankamen, gegen 18:30 Uhr (das Büro war für uns noch offen, obwohl die Geschäftszeit um 18 Uhr endete). Dieser Platz liegt allerdings direkt neben einer Autostraße und ist ziemlich eng; dennoch wollen wir hier zwei Nächte verbringen, um nochmals einen Ausgangspunkt zur Küste zu haben.

Robben Robben?

Sonntag, 29.09.2013

Im Büro des Campingplatzes erhielten wir einen hilfreichen Plan, wo man in Monterey CA einen RV parken kann. Dieser Sonntag war ein historisch-landschaftlich-naturwissenschaftlicher Tag. Der Vormittag gehörte der Stadt. Der Rundweg begann an der Marina mit Municipal Wharf und Fisherman's Wharf. Der Hafen wird von etlichen Seehunden bevölkert, deren Rufen weithin zu hören ist. Die Tiere sonnten sich überwiegend und robbten keineswegs. Und dann folgte der Path of History, der an örtlich bedeutsamen Bauten des 19. Jahrhunderts vorbeiführte, wie dem des ersten Richters, des ersten Bürgermeisters, das erste Gefängnis, die Stelle, wo eine US-Einheit im Krieg gegen Mexiko 1842 landete und am Strand eine Flagge aufpflanzte, usw.          Nicht weit entfernt, durch Pebble Beach, führt der berühmte 17-Mile Drive, ein Resorts, für dessen Befahrung eine Gebühr von knapp 10 $ zu entrichten ist (Anwohner ausgenommen). Von dieser Strecke stammen angeblich die besten Photographien von Kaliforniens Küste. Angepriesen wird sie typisch amerikanisch mit "one of the most famous Scenic Drives in the World". In der Tat ist die Fahrt auf der kurvenreichen engen Straße der Halbinsel lohnenswert, vorbei an malerischen Stränden, Felsformationen und Zypressenwäldern. Auf einem vom Wasser umspülten Felsen unweit des Ufers tummelten sich Robben, aber auch diese verhielten sich relativ immobil. Ein anderer Felsen im Wasser war von einer Pelikankolonie besetzt. Nicht überall war es möglich, das Vehikel zu parken. Auf der Rückfahrt kamen wir an einem Feld vorbei, bei dem es auf einer weithin sichtbaren Tafel hieß, dass es sich um Castroville, das größte Artischocken-Center der Welt, handele. Übernachtet wurde ein weiteres Mal auf dem KOA-Platz in Salinas.

Der Rückspiegel

Montag, 30.09.2013

(nachgetragen) Salinas CA ist stolz auf seinen Sohn John Steinbeck, auch wenn dieser kein gutes Haar an seiner Geburtsstadt gelassen hat. Nachdem er aber den Nobelpreis erhalten hatte, wurde ihm alles verziehen und nach seinem Tode das National Steinbeck Museum errichtet. Zu seinen Romanen Die Perle, Viva Zapata!, Das rote Pony, Jenseits von Eden, Früchte des Zorn, Cannery Row, Von Mäusen und Männern usw. sind museale Kojen errichtet und es werden Filmausschnitte gezeigt.          Weil in Museumsnähe kein ausreichend großer Parkplatz vorhanden war, war unser Wagen in einiger Entfernung an einer Hauptstraße geparkt worden, nach den bisherigen Erfahrungen eng am Bordstein. Als wir gegen 12:30 Uhr starten wollten, war der linke Außenspiegel von einem zu dicht vorbei fahrenden Lastwagen zerstört worden, ohne dass der Fahrer eine Nachricht hinterlassen hätte. Die angerufene Servicestelle verwies nach einigen sprachlichen Anstrengungen auf eine Werkstatt im Ort. Im Lebensmittelladen, vor dem der Wagen geparkt stand, war man gerne bereit, ein Taxi zu rufen, das allerdings erst nach knapp einer dreiviertel Stunde eintraf und uns dann zur Werkstatt brachte. Offensichtlich nahm die Fahrerin unseres Green Taxi diese Tätigkeit nur zeitweise war, denn der Wagen war mit allerlei Krams belegt, der für uns erst freigeräumt werden musste. Bei der Werkstatt kümmerte sich sofort ein junger Mann um uns. Einen Ersatzspiegel hätte man erst bestellen müssen, aber es war ein alter ähnlicher Spiegel vorhanden, von dem das Spiegelglas abgenommen werden konnte. Der Mechaniker fuhr mit uns in seinem Tojota zu unserem RV, etwa eine gute Meile entfernt, und brachte das Glas provisorisch an. Dann fuhren wir nochmal zurück zur Werkstatt, wo wir bezahlten, und danach wurden wir wiederum zu unserem RV kutschiert. Und zum Abschluss fuhr er uns noch voraus bis zur Auffahrt auf die US 101 Richtung Norden. Als die Weiterfahrt fortgesetzt werden konte, war es fast 15 Uhr geworden, und wir hatten knappe 100 Meilen vor uns und noch keine Übernachtungsmöglichkeit.           Gegen 17 Uhr trafen wir mit dem provisorischen Außenspiegel nach einer verkehrsdichten Fahrt bei dem vorgesehenen Campingplatz in San Leandro ein. Der Platz war eng bestellt und das Büro bereits geschlossen. In der Einfahrt stand ein Schild, dass alles belegt sei. Dennoch gingen wir zu der versperrten Bürotür, zu der die Managerin kam, als sie uns bemerkte. Sie bedauerte, uns keinen Platz anbieten zu können, übernahm es dann aber, bei einem anderen Platz telefonisch nachzufragen. Den Weg zu dem wenige Meilen entfernt gelegenen Platz beschrieb sie uns, doch fuhren wir zunächst daran vorbei, ohne ihn zu bemerken, denn an der Straße wies kein Schild auf ihn. Erst bei der Rückfahrt in entgegen gesetzter Richtung sahen wir abgestellte Campingfahrzeuge. Es gab drei Zufahrten, und als wir in dritte einbogen, kam eine verhutzelte ältere Frau, die wohl auf uns gewartet hatte, die uns einen Platz anbot und dafür 40 $ bar in die Hand ohne irgendwelche Formalitäten erhielt. Der Platz lag direkt neben einer Hauptstraße, aber wir waren froh, überhaupt untergekommen zu sein. Nie hatten wir damit gerechnet, dass es gegen Ende der Saison schwierig sein könnte, hier einen Platz zu finden. Am Abend wurde für die Fahrzeugübergabe am kommenden Morgen gepackt. Der Reiseleiter unternahm noch einen nächtlichen Spaziergang, während sich die Reisegruppe in aller Ruhe des Geschirrs annahm.