Aller guten (?) Dinge sind drei

Samstag, 21.09.2013

Weil das Büro des Campingplatzes am Abend dieses Tages (Freitag) bei der Ankunft bereits geschlossen war und auch am Samstag und am Sonntag nicht geöffnet hatte, wurden die Berichte für drei Tage nachgetragen.          Das erste Ding passierte bei der Abfahrt vom Campingplatz. Das vordere slide out ließ sich nur halb einfahren und stieß dann gegen einen harten Widerstand. Auch mehrere Versuche halfen nicht. Freundlicherweise versuchte sich erst ein Mitarbeiter von der Platzverwaltung, konnte aber auch nicht weiterhelfen. Was blieb anderes übrig,  als bei der Servicestelle anzurufen. Dazu stellte die Sekretärin, die allerdings erst herbeigerufen werden musste, ihren Telefonapparat zur Verfügung. Da kam vom Platz ein anderer Gast, ein älterer Herr, der sich nach dem Malheur erkundigte und seine Hilfe anbot. Er übernahm auch das Telefonat mit der Servicestelle. Von dort erhielt er die Auskunft, wir mögen die Jacks rauf-, runter- und nochmals rauffahren. Nach dieser Prozedur ließ sich das Teil tatsächlich einfahren und wir konnten mit etwa einer Stunde Verzögerung starten. Der Herr übernahm es sogar, die Servicestelle über den Erfolg zu benachrichtigen und rief uns zum Abschied nach: "Remember, not all Americans are Asys!"          Die Fahrt wurde auf der Route 66 fortgesetzt. In Rialto CA erfolgte ein Photostopp beim Wigwam-Hotel, ähnlich dem in Holbrook AZ, wo wir genächtigt hatten. In Rancho Cucamonga CA (was für ein Städtename! ) sahen wir kurz die alte Winzerei und das Coffe Klatch. Schließlich hielten wir in San Gabriel, einem Ortsteil von Pasadena, wo die Mission mit dem zugehörigen Museum unser Ziel war. Sie wurde 1771 von spanischen Mönchen gegründet, als vierte von 21 Missionsstationen in Kalifornien. Der grüne,  mit vielfältigen Pflanzen bestandene Garten bildete ein Refugium zur Besinnung und Erholung in dieser heißen Gegend. Danach liefen wir noch ein Stück am Missions Drive entlang (hätten wir es nur gelassen!) und kehrten dann zum Fahrzeug zurück.          Das zweite Ding: Als wir uns dem Campmobil näherten, sahen wir einen Stadtpolizisten, der gerade in seinen Wagen steigen wollte. Wir riefen ihn an, denn er hatte einen gelben Strafzetel unter einen Scheibenwischer geklemmt. Unser Fahrzeug war, um niemanden zu stören, in einer sehr breiten Seitenstraße fast ohne Verkehr geparkt worden, stand in ausreichendem Abstand zu einer Kurve, auch nicht vor einem Hydranten oder an einem rot gekennzeichneten Bordstein. Der Beamte klärte uns darüber auf, dass der Abstand zum Bordstein 28 Zoll betrage, und nicht maximal 18 Zoll. Nun erklärten wir ihm, dass das Fahrzeug zum Ein- und Aussteigen nur eine einzige Tür habe, bei der zwei Stufen herausschwenken, die nicht gegen den Bordstein stoßen dürften, und deshalb ein größerer Abstand erforderlich sei. Bei diesen besonderen Umständen empfahl er uns, bei seiner Wache vorzusprechen und dort den Fall zu erklären. Wegen einer Baustelle war eine Straße gesperrt, was unser Navi nicht akzeptieren wollte, und so dauerte es etwas länger, zu der Wache zu gelangen. Wir sprachen mit einem jungen Beamten, der über keinerlei Entscheidungsbefugnis verfügte und sich wiederholend auf seinen Vorgesetzten verwies, der allerdings erst ab 19 Uhr anwesend sei. Auch der Hinweis auf unseren reservierten Campingplatz verfing nicht. Weiter bestand keine Möglichkeit, die 53 $ Strafgebühr, der überhaupt niedrigste Satz, direkt einzuzahlen; irgendwie muss überwiesen oder ein Scheck eingesandt werden, wozu wir 21 Tage Zeit haben.          Die Fahrt durch das verkehrsdichte Los Angeles endete am reservierten Campingplatz in Long Beach, und jetzt kam das dritte Ding. Auf der Suche nach dem Büro sind wir auf den Platz gefahren, fanden das Büro nicht und wollten wieder hinausfahren. Gegenüber der Ausfahrt über die Verrohrung eines Straßenseitengrabens waren Fahrzeuge geparkt und es blieb nur eine schmale Fahrbahnbreite. Bei der Fahrt um die Kurve auf die Straße rutschte das linke Hinterrad in den Graben, so dass sich der linke hintere Bereich des Fahrzeugs auf die Fahrbahn legte und das Rad in der Luft hing. Was nun? Unterstützung mit einem Kranwagen oder Ähnlichem schien unabdingbar. Da gab ein Gast vom Campingplatz den entscheidenden Hinweis, wir mögen die Jacks zu Hilfe nehmen, denn wir wären nicht die Ersten, denen das hier geschehen sei. Und wir hatten das Glück, dass sich der hintere linke Hydraulikstempel noch über der Fahrbahn und nicht über dem Graben befand. Der Jack wurde heruntergefahren und er hob den Wagen auf der linken Seite an. Der nächste glückliche Zufall: Der Graben war nicht tief und er war trocken. Im und am Graben lagen einige Steine, die noch handbar waren, herangeschleppt werden konnten und den Graben so weit auffüllten, bis die Steine knapp unterhalb des Hinterreifens reichten. Die Anzahl der Steine reichte gerade so aus. Dann wurde das Fahrzeug wieder abgesenkt und konnte ohne Schwierigkeiten auf die Straße gefahren werden. Am Wagen ist wundersamerweise nur eine kaum zu erkennende kleine Lackstelle abgeplatzt.          Übrigens befand sich das Büro etwas weiter an der Straße. Es war bereits geschlossen, aber an der Tür war ein Zettel mit unserem Namen und der Standplatznummer angebracht. Mit etwas Mühe gelang es, auf den engen Standplatz einzuparken. Nun stellte sich heraus, dass lediglich ein 30 Ampere-Anschluss vorhanden war. Zum Glück lag dem Fahrzeug, anders als beim ersten Campmobil, ein Adapter bei, so dass der Stromanschluss hergestellt werden konnte, wenn auch mit verminderter Leistung. Es ist aber nicht mehr so heiß, dass die beiden großen Klimaanlagen laufen müssten. Nachts wird es sogar kalt. Nur den Internetzugang konnten wir erst am Montagmorgen erfragen. Unser Nachbar, der sich mit Ron vorstellte, lebt seit elf Monaten zwangsweise auf dem Platz, nachdem sein Haus in den kalifornischen Bergen wegen eines fehlerhaften Stromanschlusses abgebrannt ist und wieder hergerichtet werden muss. Seine Frau nutzt die Zeit in LA für eine Krankenhausbehandlung ihrer Hüftbeschwerden. Rons Vorfahren sind in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Deutschland eingewandert. Er selbst wurde in Kalifornien geboren und spricht kein Deutsch. Seine Hilfe hat er uns angeboten.