Kröten, Kurven, Küste

Samstag, 28.09.2013

Wenn man über genügend Geld und über einen exzentrischen Charakter verfügt,  kann einem so etwas einfallen, wie dem Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst (1863 bis 1951). Sein Vater hatte Mitte des 19. Jahrhunderts nach Gold geschürft, dieses zwar nicht gefunden, dafür aber Silbervorkommen, die so ergiebig waren, dass er davon die größte Ranch Kaliforniens zusammenkaufen konnte. Seine Mutter sorgte für seine Bildung und nahm ihn, als er zehn Jahre alt war, mit auf eine Reise durch Europa, die eineinhalb Jahre währte. Seit dieser Zeit begeisterte er sich für antike und klassische Bauwerke und Kunst. Er begann zu sammeln, zunächst alte Bücher. Sein Zeitungswesen verbreitete sich immer weiter. Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn gehörten ihm 26 Zeitungen, acht Radiostationen und mehrere Nachrichtendienste; er produzierte Wochenschauen und fast 100 Spielfilme. Weil er damit ordentlich verdiente, beschloss er, sich einen Traum zu verwirklichen und ein Bauwerk, man kann auch "Schloss" sagen, vor allem nach griechisch-italienischem Vorbildern errichten zu lassen. Kurz nach 9 Uhr trafen wir nach kurzer Fahrt beim Hearst San Simeon National Monument ein. Wir wussten bereits, dass man nur mit einer Führung in das Bauwerk gelangt. Allerdings hatten wir nicht reserviert und mussten deswegen bis 11:20 Uhr warten. Wie sollten wir die zwei Stunden Zeit bis dahin verbringen? In einem zugehörigen Kino wurde ein Film von 40 Minuten Länge über die Geschichte von Hearst Castle gezeigt, was uns die 10 $ Eintritt für jeden nicht wert schien, bis sich herausstellte, dass der Kinobesuch im Eintrittspreis enthalten war. Auch gab es einen kleinen Museumsbereich, so dass die Zeit nicht lang wurde. Mit Shuttlebussen ging es dann auf einer gut viertelstündigen Fahrt die Serpentinen hoch zum einige Kilometer entfernt gelegenen Castle. Man fühlte sich in ein französisch-italienisches Renaissanceschloss mit großen Gobelins und antiken Ausstattungen versetzt. Vieles war original und alt, zum Beispiel einige Holzdecken der Säle. Was nicht erworben werden konnte, wurde nachgebildet. So handelt es sich um eine Mischung aus Antikem, Mittelalterlichen und Replikaten. In dem Castle, an dem fast 30 Jahre lang gebaut wurde, beherbergte er seine illustren Gäste, denn Hearst betätigte sich nicht nur im Zeitungswesen, sondern auch als Filmproduzent und als Politiker. Viele Hollywood-Filmstars der 20er und 30er Jahre folgten seiner Einladung. Vermutlich sind viele Amerikaner bitter enttäuscht,  wenn sie nach Europa kommen und die antiken Bauten mit ihren Rissen und fehlenden Teilen sehen, denn im Hearst Castle ist alles perfekt, makellos und glatt.          Danach ging es weiter nach Norden auf der California 1. Mit wem wir auch schon darüber gesprochen hatten, jeder lobte die schöne Küstenstraße, und zu Recht. Zunächst hielten wir an einer Bucht, in der sich mehrere hundert Seeelefanten tummelten. Viele lagen faul am Strand, einige bewarfen sich zum Schutz vor der Sonne mit Sand und manche durchpflügten das Wasser nach Nahrung. Es war ein besonderes Erlebnis, so viele Tiere in Freiheit in einem Abstand von vielleicht 100 Metern beobachten zu können. Etwa 70 Meilen lang, bis Monterey, führte die Fahrt auf der kurvenreichen und schmalen Straße oft mit Blick auf das Wasser und die Felsen weiter nach Norden. Die Fahrgeschwindigkeit betrug überwiegend zwischen 15 und 40 mph. Überholen war kaum möglich,  so dass das RV oft eine Schlange anführte. Rechts und links der Straße lagen einige Campingplätze, aber bei allen war an diesem Samstag das Schild "Campground full" herausgestellt. Nur gut, dass wir eine Reservierung auf dem KOA-Platz in Salinas hatten, wo wir wegen der langsamen Fahrt relativ spät ankamen, gegen 18:30 Uhr (das Büro war für uns noch offen, obwohl die Geschäftszeit um 18 Uhr endete). Dieser Platz liegt allerdings direkt neben einer Autostraße und ist ziemlich eng; dennoch wollen wir hier zwei Nächte verbringen, um nochmals einen Ausgangspunkt zur Küste zu haben.