What a nice place

Donnerstag, 19.09.2013

"What a nice place" sagte eine Besucherin zu recht, die morgens gleichzeitig mit uns zur London Bridge in Lake Havesu City kam. 1968 hatte ein reicher Amerikaner die Brücke in London gekauft, Stein für Stein hierher transportieren und wieder über einem Seitenkanal des Colorados aufbauen lassen, angeblich in der irrigen Meinung, dass es sich um die Tower Bridge handele.       Und dann ging es die Strecke vom Vortag zurück nach Kalifornien. Bei der Einfahrt in den Bundesstaat wurden alle Fahrzeuge an einer Station auf der Interstate einer "agricultural inspection" unterzogen. Eine nicht übermäßig höfliche Beamtin wunk die Fahrzeuge vor uns durch, ließ uns anhalten und fragte nach Schusswaffen, Pflanzen, Orangen und anderen Früchten. Nicht ganz der Wahrheit entsprechend wurde alles verneint, denn es lagen Weintrauben in einer Schale, und dabei mag es sich sogar um kalifornische gehandelt haben.          Nach einem kurzen Photostopp an dem traditionellen Roy's Motel in Amboy CA führte die Fahrt auf der Route 66 (hoppel, hoppel, hoppel, zumal die glatte Interstate in Sichtweise parallel verlief) zum vulkanischen Amboy Crater, der mehrere tausend Jahre lang aktiv war. Das beim letzten Ausbruch vor etwa 500 Jahren gebildete Lavafeld wurde bei gut 100 ºF erkundet, wobei allerdings dem um den Krater führenden Trail (Empfehlung zur Begehung: Oktober bis März) wegen Zeitknappheit nicht gefolgt wurde. Durch die Lavaflächen des einige Meilen weiter westlich gelegenen Pisgah Craters (noch heftiger hoppel, hoppel, hoppel) wurde nur durchgefahren, zumal die Fläche nicht touristisch vorbereitet worden ist.          Der nächste kurze Stopp stand beim Bagdad Café in Newberry Springs an. Wer erinnert sich nicht an den großartigen Film "Out of Rosenheim" mit einer unserer Lieblingsschauspielerinnen; wenn wir uns recht erinnern, haben wir den im Fernsehen gezeigten Film nach einiger Zeit ausgeschaltet. Vor dem Café kam der Reiseleiter in ein kurzes Gespräch mit einem älteren Paar, aus dem Elsass stammend und auf einer roten Harley unterwegs, diese aber nur geliehen, während zu Hause eine andere Maschine stand. Zwei Busse hielten während der Unterhaltung an und die Insassen stürmten das Café, das wir von innen nicht kennenlernten.          Wie schon einige Male zuvor kennt unser Navi nicht alle Adressen, auch nicht die vom für den Abend reservierten KOA-Campingplatz. Da bekannt war, dass sich der Platz in der Nähe der Geisterstadt Calico befindet, fuhren wir erst dorthin, suchten von dort aus und fanden auch nach nicht allzu langem Suchen den Platz, wo bei der vermutlich desinteressiertesten aller amerikanischen Angestellten, einem jungen pharaoninnengesichtshaftem Mädchen mit extrem hohem Make up-Verbrauch, eingecheckt wurde. Übrigens funktioniert der Kühlschrank einwandfrei; er benötigte tatsächlich einen ganzen Tag, um eine ausreichend niedrige Kühltemperatur zu erreichen. Am Abend konnten wieder Budweiser (schmeckt nur eiskalt) und kalifornischer Sekt (jede Flasche wurde beim Einkauf in eine undurchsichtige braune Papiertüte gesteckt) getrunken werden. Das slide out arbeitet wie vorgesehen; die knapp vier zusätzlichen Quadratmeter mindern das Ehestreitigkeitspotential.